Operative Erfolge trotz Erschwernissen
Das Erntevolumen lag 2022 bei 228 900 m3, was einer Reduktion von 2.1 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. (Vorjahr: 233 700 m3). Der beträchtliche Lagerbestand an Rundholz per Jahresende 2021 liess zu, das Erntevolumen zu reduzieren. In einer der drei aktuell bewirtschafteten Erntezonen wird vor allem das Hartholz Azobé geschlagen. Für diese Holzart errichteten wir im Jahr 2020 ein spezialisiertes Sägewerk. Dieser Azobé-Standort ist erschwert zugänglich und wir konnten nicht die gesamte Menge zeitgerecht ernten. In den Sägewerken in Bambidie wurden insgesamt 150 700 m3 und damit 1.1 % mehr Rundholz verarbeitet. Die Schnittholzproduktion betrug 54 900 m3 (Vorjahr: 53 500 m3) – eine Steigerung um 2.7 %. Die Ausbeute erhöhte sich um 0.5 %-Punkte, was eine Steigerung von 1.6 % entspricht.
Wie wir im November 2022 bereits informierten, wurde das Geschäftsjahr durch überdurchschnittliche Kostensteigerungen des Diesel-Treibstoffes überschattet. Dieser ist in unserer Unternehmung für die Forstmaschinen, aber vor allem auch für die Stromerzeugung der Anlagen in Bambidie relevant. Seit Mitte 2022 erhöhten sich die Preise monatlich und zum Jahresende war der Höchststand auf fast doppeltem Niveau gegenüber 2021 erreicht. Da wir nicht davon ausgehen konnten, dass sich diese Situation entspannen wird und wir mit Zusatzkosten für ein volles Geschäftsjahr von rund EUR 6 Millionen rechnen mussten, entschlossen wir uns, eine Teilrestrukturierung einzuleiten. Im Geschäftsjahr 2022 verzeichneten wir in diesem Zusammenhang direkte Zusatzkosten von EUR 1.7 Millionen und indirekte Zusatzkosten von EUR 0.7 Millionen (im Wesentlichen Transportkosten). Aufgrund der Kostensteigerungen mussten wir auch die Wirtschaftlichkeit des Einschnittes verschiedener Holzarten beurteilen und uns in der Folge auf die Verarbeitung von weniger Holzarten einschränken. Die Schliessung eines der drei Sägewerke am Standort Bambidie war ein notwendiger Schritt. Weitere Kostenreduktionen können wir durch die Reduktion des Camp-Betriebes erzielen. Der grösste Teil unserer Belegschaft wird neu in der nahegelegen Stadt Lastoursville wohnen und wir müssen unsere Dorf-Infrastruktur nur noch teilweise aufrechterhalten. Die Umstrukturierung sollte planmässig Ende Juni 2023 abgeschlossen werden. Die Mitarbeiterzahl wird sich um rund 140 Personen reduzieren. Die Rückstellungen für diese Massnahmen im Umfang von EUR 2.3 Millionen wurden im Abschluss 2022 gebildet.
Analog der vergangenen Jahre litten wir stark unter Beeinträchtigungen, die wir nicht beeinflussen konnten. Der Strassenzustand liess Lieferungen an den Hafen teilweise nicht zu und die Schienenkapazität wurde ebenfalls nicht wie versprochen ausgebaut. Leider wurden letztere sogar reduziert, weil den Minengesellschaften mehr Bahn-Waggons zur Verfügung gestellt wurden. Dies führte zu Zusatzkosten, weil wir auf LKW-Transport ausweichen mussten. Die Rundholzversorgung unseres Furnierwerkes konnte jederzeit sichergestellt werden.
Die Inventur für den neuen Forst-Managementplan für die Jahre 2025 – 2049 ist noch im Gange und wird Mitte 2023 abgeschlossen sein. Bis Ende 2023 werden wir unseren Plan den Behörden präsentieren. Dieser bildet die Grundlage für den Wieder-Erhalt der bestehenden Konzession. Alle übrigen Anforderungen sind bereits erfüllt, und wir sind daher optimistisch, dass wir unsere Tätigkeit fortsetzen können. Wir benötigen diese gesicherte Zusage, um Investitionen in die Energiegewinnung wie auch in die Schnittholzverarbeitung und Wertschöpfung voranzutreiben. Die Installation eines Energiewerkes (Solar oder Biomasse) ist bei den heutigen Dieselpreisen unabdingbar sowie ökonomisch und ökologisch ein Muss. Und auch die Verarbeitung zusätzlicher Baumarten bietet Potential, wenn die Erlöse und die Betriebskosten im Gleichgewicht bleiben. Die schonende Forstwirtschaft wird damit besser unterstützt, obwohl die Erntemengen erhöht werden. Die veränderten Gabonesischen Rahmenbedingungen erfordern ebenfalls ein beschleunigtes Vorantreiben der Investitionen in die Weiterverarbeitung von Schnittholz. Eine lokale Weiterveredelung des Schnittholzes wird strategisch deshalb immer wichtiger, auch um unsere Margen zu steigern, Kosten zu reduzieren und Transportwege zu minimieren.
Die Investitionen von PW Gabon im Totalbetrag von EUR 2.1 Millionen wurden für Gebäude (EUR 0.3 Millionen), Forstmaschinen (EUR 0.8 Millionen), Fahrzeuge (EUR 0.6 Millionen) und für die Inventur (EUR 0.4 Millionen) verwendet.
Im ersten Quartal 2022 mussten wir diverse Herausforderungen in der Industrie bewältigen. Schliesslich führten diese zu einer personellen Veränderung bei der Sägewerks-Führung. In der Folge konnte die Produktivität in den Sägewerken und in der Schärferei gesteigert werden und die Produktion kontinuierlich und beinahe störungsfrei erfolgen. Die geplanten Wartungsarbeiten wurden planmässig durchgeführt. Zum Jahresende mussten wir allerdings den gesamten Betrieb einstellen, weil ein Erdrutsch die Bahnlinie unterbrach und die Versorgung mit Diesel nicht mehr sichergestellt war. Deshalb entschlossen wir uns, die jährlichen Wartungsarbeiten 2023 bereits im Januar durchzuführen, so dass die Jahresproduktion nicht nochmals beeinträchtigt wird. Anfang Februar 2023 konnten wir den Betrieb wieder vollständig aufnehmen.
Das Vorsteuerguthaben gegenüber dem Gabonesischen Staat verringerte sich um EUR 0.5 Millionen auf EUR 1.9 Millionen. Wir verzeichneten seit August 2022 kontinuierliche Zahlungen und gehen davon aus, dass sich der noch immer hohe Saldo im Verlaufe des Jahres auf ein erträgliches Niveau reduzieren wird. Die getätigten Investitionen konnten aus dem Cash-Flow oder mit Bankkrediten von lokalen Instituten finanziert werden. Die Nettoverschuldung reduzierte sich sogar leicht um EUR 0.6 Millionen. Jedoch blieb die Liquidität aufgrund der Lieferverzögerungen und damit verspäteter Umsatzrealisierung sowie der erhöhten Kosten aus der Betriebstätigkeit sehr angespannt.