Operative Erfolge trotz Erschwernissen
Das Erntevolumen lag 2023 bei 162 800 m3 (Vorjahr: 228 900 m3)., was einer Reduktion von 28.9% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Neben einer teilweise reduzierten Verfügbarkeit von Treibstoffen ist das tiefere Volumen vor allem darauf zurückzuführen, dass in Antizipation der Marktlage das Einschlagvolumen rechtzeitig reduziert wurde, um Kosten zu sparen und einen Lageraufbau zu verhindern. In einer der drei aktuell bewirtschafteten Erntezonen wird vor allem das Hartholz Azobé geschlagen. Für diese Holzart errichteten wir im Jahr 2020 ein spezialisiertes Sägewerk. In den Sägewerken in Bambidie wurden insgesamt 92 150 m3 und damit 38.9% weniger Rundholz verarbeitet. Die Schnittholzproduktion betrug 36 900 m3 (Vorjahr: 54 900 m3) – eine Reduktion um 32.8%. Die Ausbeute erhöhte sich um 3.7%-Punkte, was eine Steigerung von 10% entspricht.
Mit der Verschlechterung der weltweiten Marktsituation für Holz verschlechterte sich auch die Ausgangslage für unsere gabunischen Hölzer. Anfang Jahr noch auf gutem Vorjahresniveau, sanken sowohl Preise als auch Bestellmengen ab Mitte 2023 drastisch. Im Spätsommer stoppte der Abwärtstrend zwar und gegen Ende Jahr konnte eine leichte Entspannung festgestellt werden. Die Marktlage bleibt auch 2024 angespannt, wobei die Auftragseingänge Anfang 2024 den leichten Aufwärtstrend bestätigen. Auch das Geschäftsjahr 2023 wurde durch überdurchschnittliche Kostensteigerungen des Diesel-Treibstoffes überschattet. Dieser ist in unserer Unternehmung für die Forstmaschinen, aber vor allem auch für die Stromerzeugung der Anlagen in Bambidie relevant. Seit Mitte 2022 erhöhten sich die Preise monatlich und zum Jahresende war der Höchststand auf fast doppeltem Niveau gegenüber 2021 erreicht. Wir können davon ausgehen, dass die Treibstoffpreise leicht sinken werden, jedoch weiterhin zu hohen Mehrkosten führen werden. All diese Faktoren führten zu einer geänderten Ausgangslage, welche eine Neuorganisation bei PW Gabon nötig machten. Aufgrund gesunkener Preise konnten gewisse Baumarten nicht mehr zu Schnittholz verarbeitet werden und gewisse Schnittholzqualitäten wurden aus dem gleichen Grund aus dem Sortiment gestrichen. Das Okoumé-Sägewerk hat daher auf einen Einschichtbetrieb umgestellt, das Azobé-Sägewerk arbeitet weiterhin im Zweischichtbetrieb und es wurde als Konsequenz weniger Holz im Wald eingeschlagen. Das neue Setup hat sich in der schweren Marktlage bewährt und wird so für das Jahr 2024 beibehalten, wobei das Volumen jederzeit wieder angepasst werden kann. Die 2022 angestossene Umstrukturierung wurde somit aufgrund der Geschehnisse im Geschäftsjahr 2023 ausgeweitet und wird erst 2024 abgeschlossen. Die damit verbundenen operationellen Anpassungen und die Ausrichtung auf weniger, aber hochwertige Produkt ging mit der Reduktion auf 658 Mitarbeitende einher (2022: 727). Die war leider nötig, um PW Gabon resilienter gegen Krisen zu machen und auf eine erfolgreiche Zukunft auszurichten.
Weitere Kostenreduktionen können wir durch die Reduktion des Camp-Betriebes erzielen. Der grösste Teil unserer Belegschaft wird neu in der nahegelegen Stadt Lastoursville wohnen. Ende 2023 wohnten noch 140 Mitarbeitende mit ihren Familien im Camp und diese Zahl wird im Laufe des Jahres 2024 weiter substanziell reduziert.
Im August 2023 kam es nach den Wahlen zu einer Machtergreifung durch das Militär, welche zum grossen Glück friedlich verlief. Die neue Regierung hat Wahlen für Mitte 2025 angekündet, was für die internationale Akzeptanz des Landes von Bedeutung ist. Die neue Regierung legt bis jetzt viel Wert darauf, eng mit der Zivilgesellschaft und den Wirtschaftsvertretern zusammenzuarbeiten und hat damit begonnen wichtige Infrastrukturprojekte voranzutreiben. Wir spüren heute keine negativen Auswirkungen durch den Machtwechsel und sehen durchaus einige positive Signale. Die neue Situation bleibt aber natürlich ein Unsicherheitsfaktor. Wir beobachten die Situation genau und stehen im engen Austausch mit den Behördenvertretern.
Analog den vergangenen Jahren litten wir stark unter Beeinträchtigungen, die wir nicht beeinflussen konnten. Der Strassenzustand liess Lieferungen an den Hafen teilweise nicht zu. Anfang 2023 verursachte ein Erdrutsch einen mehrwöchigen Unterbruch der Eisenbahn und sorgte für grosse Lieferverzögerungen. Im Allgemeinen verharrte die Verlässlichkeit und Verfügbarkeit der Schiene auf einem tiefen Niveau und die Minengesellschaften werden weiterhin prioritär behandelt. Dies führte zu Zusatzkosten, weil wir wenn möglich auf LKW-Transport ausweichen mussten. Wir können uns auch in Zukunft nicht länger auf die Schiene verlassen und müssen mehr in den Strassentransport investieren. Die neue Regierung hat nun bereits mit Instandsetzungsarbeiten auf der Strasse nach Libreville begonnen. Überdies sind wir mit einigen anderen Forstunternehmen daran, eine gemeinsame Strassenbauequipe zu planen, welche einen ganzjährigen Strassentransport sicherstellen könnte.
Die Inventur für den neuen Forst-Managementplan für die Jahre 2025–2049 wurde Mitte 2023 abgeschlossen. Im Herbst 2023 haben wir die nötigen Studien den Behörden präsentiert. Diese bilden die Grundlage für den neuen Managementplan und somit die Erneuerung der bestehenden Konzession. Die Studien wurden validiert und wir können mit der Ausarbeitung des neuen Managementplans fortfahren. Wir haben bereits damit begonnen, die Vollinventur in den zukünftigen Ernteregionen durchzuführen. Alle übrigen Anforderungen sind bereits erfüllt, und wir sind daher optimistisch, dass der neue Managementplan zeitnah genehmigt wird. Wir benötigen diese gesicherte Zusage, um Investitionen in die Energiegewinnung wie auch in die Schnittholzverarbeitung und Wertschöpfung voranzutreiben. Die weltweite Marktlage erfordert ebenfalls ein beschleunigtes Vorantreiben der Investitionen in die Weiterverarbeitung von Schnittholz. Eine lokale Weiterveredelung des Schnittholzes wird strategisch deshalb immer wichtiger, auch um unsere Margen zu steigern und Kosten zu reduzieren.
Die Investitionen von PW Gabon im Totalbetrag von EUR 0.8 Millionen wurden für Forstmaschinen, Fahrzeuge und für die Inventur verwendet.
Die Produktion im Wald und in den Sägewerken war durch den Abschwung der Märkte mit einem Tiefpunkt Mitte Jahr bestimmt. Dies führte dazu, dass alle Aktivitäten im dritten Quartal für einen Monat gestoppt wurden. Dadurch konnten Kosten gespart und der Lageraufbau verhindert werden. Neben hohen Kosten hat die Lagerhaltung von gewissen Baumarten auch einen Einfluss auf die Holzqualität. Alle uns bekannten Forst- und Sägereibetriebe in Gabun mussten letztes Jahr zu diesen oder noch drastischeren Massnahmen greifen.